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Högg AG Wattwil, Kellenberger

Als der Hufschmied Alfred Högg 1905 seine Schmiede in Lichtensteig gründete, konnte er nicht ahnen, dass sein Unternehmen einmal vier Generation in die Zukunft reichen würde. Heute, fast 120 Jahre später, residiert die Högg AG Produktionstechnik in einer hochmodernen Produktionsstätte im nahegelegenen Wattwil und ist ein weit über die Ostschweiz hinaus bekanntes Qualitätsunternehmen in der Metallverarbeitungsindustrie mit über 50 CNC-Maschinen auf 10.000 qm Fertigungsfläche. Die Maschinen kommen durchweg von namhaften Herstellern. Bei der Rundschleifbearbeitung vertraut man bei Högg seit Jahren auf den Schweizer Schleifspezialisten Kellenberger.

Die Högg AG Produktionstechnik ist eines von drei Standbeinen der familiengeführten Högg Gruppe. Rund 100 t Stahl, 100 t Chromstahl und 200 t Aluminium verarbeitet das Unternehmen jedes Jahr, Tendenz steigend. Die Produkte – hochgenaue Teile, maßgefertigte Profile und montierte Baugruppen ­– gehen in Branchen wie den allgemeinen Maschinenbau, den Energiesektor, die Textilmaschinenindustrie, die Luft- und Raumfahrt, die Mikromechanik, die Sensor- und Medizintechnik sowie in die Laserindustrie. Aus dieser leistungsstarken Basis entwickelte sich 1990 die Högg Liftsysteme AG sowie 2012 die simplify engineering AG, die sich als Systemanbieter mit der Beförderung von Menschen und Gütern befasst. Die drei Unternehmen werden unabhängig geführt, arbeiten aber vernetzt und nutzen die Synergien, die sich aus der Zusammenarbeit ergeben wie z.B. bei den Treppenliften, deren Komponenten in der simplify engineering AG konstruiert und von der Högg Produktionstechnik gefertigt werden. 160 Mitarbeiter sind in der Gesamtgruppe tätig, 110 davon allein in der Högg Produktionstechnik.

Die Brüder Ivo und Roman Högg verantworten in vierter Generation die Belange der Gesamtgruppe und der Einzelunternehmen. Für CEO Ivo Högg liegen die Erfolgsfaktoren des Unternehmens vor allem in einem offenen Geist, der dazu führt, dass Chancen erkannt und ergriffen werden. Der Maschinenbauingenieur führt dazu aus: „Bei uns wird kontinuierlich daran gearbeitet Neuerungen zu definieren, die den Erfolg des Unternehmens sicherstellen. In einem inhabergeführten Familienunternehmen können langfristige Strategien sehr gut umgesetzt werden. Das schafft Stabilität und Kontinuität für Kunden und Mitarbeiter und letztlich auch für die Lieferanten. Ein wichtiger Faktor sind unsere Mitarbeiter. Viele sind schon sehr lange bei uns und alle zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr fachkompetent und kundenorientiert sind.“ Damit das so bleibt, bildet man bei Högg seit vielen Jahren den Nachwuchs selbst aus.

CEO Ivo Högg, hier bei der Preisverleihung des Prix SVC

Stefan Kaufmann leitet seit 2014 die Fertigung bei Högg Produktionstechnik. Er und seine 85 hochqualifizierten Mitarbeiter in der Produktion beherrschen alle Prozesse, die mit Zerspanung zu tun haben wie Drehen, Bohren, Fräsen und Schleifen bestens. Neben den üblichen Materialien Stahl, Aluminium und Messing ist man auch gerüstet für die Bearbeitung von Keramikteilen z.B. für die in der Region starke Textilindustrie und schwierige Werkstoffe wie INVAR, eine Eisen-Nickel-Legierung, für deren Bearbeitung Spezialwerkzeuge eingesetzt werden. Von kleineren Werkstücken bis hin zu 6 m langen gefrästen Spezial-Profilen reicht die Bandbreite. Die Losgrößen bewegen sich typischerweise von 50 bis 2000, Einzelteilfertigung und große Serien sind aber auch keine Seltenheit. In der Produktionshalle findet sich daher eine sehr große Vielfalt an Drehmaschinen, Fräsmaschinen und Schleifmaschinen.

 

Fertigungsleiter Stefan Kaufmann, CEO Ivo Högg und Programmierer/Einrichter Andreas Hausmann haben gut lachen. Die KELLENBERGER 100 liefert hochpräzise Werkstücke und ist dazu leicht zu programmieren.

 

 

Schleiftechnik aus der Ostschweiz

Insgesamt sieben Schleifmaschinen stehen im Schleifbereich, darunter zwei Kellenberger Universal-Rundschleifmaschinen, eine von ursprünglich zwei KEL-Varia und als jüngster Neuzugang eine KELLENBERGER 100, die 2021 beschafft wurde. Die Universal-Rundschleifmaschine KEL-Varia – das Vorgängermodell der heutigen Premium-Baureihe Kellenberger 1000 – steht wie diese für höchste Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Ihre hohe statische und dynamische Steifigkeit und Stabilität bilden die Basis für hohe Präzision und große Produktivität. Das Leistungsspektrum dieser Maschine orientiert sich an den Qualitätsanforderungen der Präzisionsfertigung von Prototypen sowie Klein- und Mittelserien.

­­Bei der Beschaffung der neuen Rundschleifmaschine wurde nur Kellenberger angefragt. Die Gründe dafür nennt Stefan Kaufmann: „Wir legen großen Wert darauf, dass Lieferanten aus der Region berücksichtigt werden, wenn es möglich ist. Der Vorteil der räumlichen Nähe ist für uns natürlich auch, dass der Service schnell da ist, wenn man ihn braucht. Wir machen allerdings bereits viel mit KEL-Remote, dem Online-Servicemodul von Kellenberger. Damit sind wir sehr zufrieden.“

Die KELLENBERGER 100 ist eine modulare Plattformlösung mit der unterschiedliche Maschinenkonzepte mit starker Kundenorientierung verwirklicht werden können. Die Maschine ist mit Spitzenweiten 1000/600 mm und Spitzenhöhe 200 mm verfügbar und für Werkstückgewichte bis 150 kg konzipiert. Die hohe Antriebsleistung der Schleifscheibe sorgt für erhöhte Produktivität, die neu entwickelte Z-Führung für große Profilgenauigkeit. Die C-Achse mit Direktantrieb bringt eine höhere Genauigkeit beim Unrundschleifen. Für Werkstücke wie Kurvenscheiben, die bei Högg gefertigt werden, ist das sehr wichtig.

 

Typisches Werkstück: Zylinder während der Schleifbearbeitung auf der KELLENBERGER 100. Material Stahl hartverchromt, Losgrößen in der Regel 1 bis 100

 

Zu den technischen Highlights der Maschine zählen ein innovativer Kompaktschleifkopf (10 Schleifkopfvarianten, 11,5 kW Antriebsleistung, 500 mm Scheibe, bis 63 m/s, HF-Spindeln für Innenschleifen inkl. Diagonal- und Tandem-Anordnung), ein kollisionsfreier Universalkopf mit drei Werkzeug- und einer Messposition sowie eine neue Messtaster-Anordnung ohne Schwenkmechanismus für erhöhte Messgenauigkeit. Die verstärkte Verschalung erlaubt größte Schleifscheibendurchmesser beim Innenschleifen (bis 125 mm).

Polymechaniker Andreas Hausmann ist seit über 40 Jahren im Unternehmen tätig, hat 1981 als Lehrling angefangen und bedient und programmiert unter anderem die Kellenberger Maschinen. Er sagt: „Bei der KELLENBERGER 100 überzeugen uns nicht nur die Bearbeitungsqualität der Maschine mit einer Genauigkeit von 2/100stel, die Linearführungen und der gute Wärmegang, sondern auch die bessere Zugänglichkeit zum gut strukturierten Arbeitsraum und der breitere Abstand zwischen den Spindeln. Auch ist der mit zwei Innenschleifspindeln ausgestattete Schleifkopf besser eingeteilt.“

Die KELLENBERGER 100 ist mit der neuen CNC-Steuerung Fanuc 31i mit 19″-Touch-Screen ausgestattet. Andreas Hausmann schätzt die einfache Programmierung, die mit der von Kellenberger entwickelten neuen Software BLUE Solution direkt an der Maschine möglich ist: „Aufgrund der Teilespezifikation erfolgt die Programmierung bei uns aber in der Regel extern mit der Kellenberger Software BLACK CAM Solution, die speziell für das Unrundschleifen entwickelt wurde. Die Steuerung verfügt außerdem über die Funktion Ausschussminimierung, die in einem Probelauf Einfluss- oder Störfaktoren aufzeigt. “

Die KELLENBERGER 100 eignet sich ideal für die unterschiedlichsten Automatisierungslösungen. Doch obwohl bei Högg bereits ca. 30% aller Maschinen automatisiert sind, sieht man für die Kellenberger 100 hier keinen Bedarf. „Das kann sich ändern, aber im Augenblick geben die Werkstücke das nicht her.“ sagt Stefan Kaufmann.

Die KELLENBERGER 100 ist bei Högg mit Spitzenweite 1000 und Spitzenhöhe 200 konfiguriert und mit einem normalen Reitstock ausgestattet. Optional wäre ein synchronisierter Reitstock möglich. Die Maschine überzeugt auch durch die gute Zugänglichkeit zum großzügigen Arbeitsraum.

Wie sehr bei Högg auf höchste Qualität geachtet wird zeigt die konsequente Trennung der Fertigungsbereiche in Stahlbearbeitung und Aluminiumbearbeitung. Stefan Kaufmann führt aus: „Aluminiumteile sind empfindlich. Die Oberflächen der bearbeiteten Werkstücke wie z.B. Zylinderrohre oder Kolben müssen aber makellos sein. Deshalb achten wir extrem auf Sauberkeit und unterbinden jeden Späneflug. Insbesondere Aluspäne sind kritisch, die sollten an Ort und Stelle bleiben.“ Für die Montage von Komponenten für sensible Branchen wie die Vakuum-, Halbleiter und Solarindustrie steht bei Högg außerdem ein Reinraum zur Verfügung.

Polymechaniker Stefan Waibel hat ebenfalls bei Högg gelernt und ist seit 35 Jahren dabei.

Nachhaltigkeit spielt eine sehr große Rolle im Unternehmen. Von der Photovoltaikanlage auf dem Dach über das Grundwasser für die Heizung bzw. Kühlung der Produktionshalle bis hin zur Kreislaufwirtschaft der Materialien ist bei Högg alles vorbildlich. 100% der elektrischen Energie stammen inzwischen aus erneuerbaren Quellen. Angestrebt wird eine komplett klimaneutrale Produktion.

Es wundert daher nicht, dass das Unternehmen nicht nur für den Prix SVC Ostschweiz 2022 nominiert wurde, sondern auch unter den Top 6 landete und mit einem Diplom ausgezeichnet wurde. Der Preis wird im Zweijahrestakt vom KMU-Netzwerk Swiss Venture Club ausgeschrieben und an vorbildliche Schweizer Unternehmen vergeben. Für die Nominierung zählten vor allem der Innovationsgedanke und die regionale Verwurzelung. Und natürlich die Leistungskraft des Unternehmens. Bei der Högg Gruppe stehen alle drei Aspekte außer Zweifel.